Wenn Pausen den Tag strukturieren: Erfahrungen aus dem Upstalsboom Curriculum – Teil I

Tobias Knoll

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Kategorien: Employee Experience, New Work

4 Min. Lesezeit
Drei Mitarbeiter:inne, die zusammen eine Kaffeepause halten.

In dieser Artikelserie berichte ich über meine Erfahrungen als Teilnehmer des Upstalsboom Curriculums.

Wenn ein Unternehmen wirtschaftlich in Schieflage gerät, Kund:innen unzufriedener werden und sich Mitarbeiter:innen offenkundig wünschen, „der Chef muss weg“, dann bedarf es offensichtlich einer Veränderung. Bodo Janssen, Inhaber der Upstalsboom Hotel + Freizeit GmbH & Co. KG, reagierte darauf anders, als erwartet – er ging für Seminaraufenthalte ins Kloster und führte sein Unternehmen auf einen neuen Weg. Mit Erfolg: Die Zufriedenheit stieg seit damals um mehr als 80 Prozent, die Krankenquote sank deutlich, der Bewerbungseingang verfünffachte sich und der Umsatz wurde mehr als verdoppelt. Auch die Corona-Pandemie hat das Unternehmen ohne größere Einschnitte überstanden.

Vom „Flop-Manager“ zur menschenzentrierten Führung

Janssen, der in einem Spiegel-Interview über sich sagt „Ich war ein Flop-Manager“ ist heute auch über den deutschsprachigen Raum hinaus bekannt für seinen innovativen und menschenzentrierten Führungsansatz. Diese besondere Führungsphilosophie, die auch der „Upstalsboom Weg“ genannt wird, stellt das Wohlbefinden und die Entwicklung der Mitarbeiter:innen in den Mittelpunkt. Der Ansatz konzentriert sich auf die Schaffung eines positiven Arbeitsumfelds, die Förderung von Vertrauen und offener Kommunikation sowie die Befähigung der Mitarbeiter:innen, Verantwortung zu übernehmen. Janssen ist davon überzeugt, dass durch die Schaffung einer unterstützenden und fördernden Unternehmenskultur die Mitarbeiter:innen engagierter, motivierter und zufriedener sind.

Da wundert es nicht, dass Janssens Führungsphilosophie auch außerhalb des Hotel- und Gaststättengewerbes Aufmerksamkeit erregt, und er inzwischen weltweit ein gefragter Autor, Speaker und Berater ist, der seine Erkenntnisse und Erfahrungen mit anderen Unternehmen und Organisationen teilt. Darüber hinaus gibt es bei Upstalsboom seit einigen Jahren eine eigene Abteilung für „Kultur & Entwicklung“, die Workshop- und Seminarangebote sowohl für interne als auch externe Teilnehmer:innen entwickelt. Mittlerweile sind die gemischten Gruppen ein wesentlicher Erfolgsfaktor, denn so bekommen die Upstalsboomer regelmäßig einen frischen Blick von außen.

Begegnung auf Augenhöhe

Da wir uns bei impacx selbst gerade in einer Phase der Veränderungen und des Wandels befinden, freue ich mich sehr, als „Upstalsboomer auf Zeit“ – wie die externen Teilnehmer:innen genannt werden – von Mai 2023 bis Februar 2024 am Upstalsboom Curriculum teilnehmen und die Führungsphilosophie live und aus erster Hand erfahren zu dürfen. Hierbei wird Bodo Janssen durch ein Team von erfahrenen Berater:innen und Coaches aus den eigenen Reihen unterstützt. Das Curriculum ist das Herzstück des Upstalsboom Seminarangebots. Mein Kurs setzt sich aus ca. 2/3 Upstalsboom Mitarbeiter:innen und ca. 1/3 Externen zusammen. Dabei sind die Rollen und Positionen bunt gemischt, vom Hoteldirektor bis zur Küchenkraft, vom leitenden Angestellten bis zur Familienunternehmerin. Was mir sofort positiv auffällt ist, dass sich alle auf Augenhöhe begegnen – unabhängig von Status, Position und Einkommen. Dazu trägt Bodo Janssen wesentlich bei. In Outdoorbekleidung betritt er mit einem breiten Lächeln den Seminarraum, setzt sich in die Mitte und begrüßt alle mit einem „Moin, ich bin der Bodo“. Bei Upstalsboom wird wie bei impacx ganz selbstverständlich geduzt. Nach einem Impuls zur Frage „Was ist sinn- und menschenzentrierte Führung?“, leitet Bodo die erste Übung ein.

Bewusstsein entwickeln: Wer bin ich und warum bin ich hier?

In einer Kleingruppenübung zu viert teilen wir mit den anderen, wer wir sind und warum wir an dem Seminar teilnehmen. Dafür bekommt jede:r 5 Minuten Redezeit, in der die anderen schweigen und nur zuhören. Die Erzählenden erhalten anschließend reihum 1 Min. wertschätzendes Feedback der Zuhörer:innen. Es folgt ein Partnerinterview, in dem wir der Fragestellung noch mal in anderer Form nachgehen und die andere Person anschließend in der Gruppe vorstellen. Es ist deutlich zu spüren, dass es einigen schwerer fällt, sich zu öffnen und vor der Gruppe zu sprechen. Am Ende überwinden sich alle und es entstehen Verbundenheit und Vertrauen untereinander. So teilt ein externer Teilnehmer im Nachgang: „Ich habe heute verschiedene Menschen an nur einem Vormittag intensiver kennengelernt als so manchen Arbeitskolleg:innen, mit dem ich schon Jahre zusammenarbeite“.

Veränderung entsteht in der Stille

Ein wesentlicher Bestandteil des Curriculums ist die Achtsamkeit. So beginnen wir zum Einstieg und nach jeder Pause den nächsten Abschnitt mit einem Moment der Stille und erhalten zusätzlich eine Einführung in die Meditationspraxis. Für die Externen ist das eher ungewöhnlich, für die Upstalsboomer ist es teilweise schon gelebter Alltag. Bodo erklärt uns, dass er der Reflexion eine mindestens genauso große Bedeutung beimisst wie der Aktion. Er selbst stehe jeden Morgen um 04:30 auf und starte seinen Tag mit einer Meditation. Dieses Morgenritual helfe ihm nach eigener Aussage, sich auf das Wesentliche zu fokussieren und bei wichtigen Entscheidungen bei sich zu sein.

Über Pausen den (Arbeits-)Alltag strukturieren

Um auch im Arbeitsalltag regelmäßig innehalten zu können, spielen die Pausen bei Upstalsboom eine wichtige Rolle. „Bei uns strukturieren die Pausen den Tag, nicht die Termine“, sagt Bodo. Ein spannender Gedanke, dessen Umsetzung jedoch auf den ersten Blick herausfordernd erscheint. Am Ende geht es nicht darum, alles perfekt umzusetzen, sondern vielmehr um die Entwicklung guter Gewohnheiten und einem Rhythmus, der dabei hilft, gesund und zufrieden durch den Tag zu kommen, um am Ende einen Beitrag leisten zu können. Ich stelle fest, dass der Mensch bei Upstalsboom ganzheitlich gesehen wird. Es werden auch Themen wie Ernährung und Sport integriert und am zweiten Seminartag auch praktisch erprobt – um 07:00 bei einem gemeinsamen Workout vor dem Frühstück. Als letzten Baustein in diesem 1. Modul beschäftigen wir uns mit Sprache, wie Kommunikation bestimmte Gefühlslagen in unserem Gegenüber triggern kann und wie wir stattdessen positiver und klarer kommunizieren können.

Aus dem ersten 2-tägigen Modul konnte ich bereits viele interessante Impulse mitnehmen. Umso mehr freue mich auf die Fortsetzung Mitte Juli, von der ich dann auch wieder an dieser Stelle berichten werde.

 

Tobias Knoll
Über die Autor:in: Tobias Knoll

Tobias ist Head of Akademie. Beim Stichwort Entwicklung wird er hellhörig. Als ausgebildeter Berater, Mediator und Coach begleitet er bei impacx komplexe Veränderungsprozesse auf persönlicher und organisationaler Ebene. Dabei ist für ihn stets klar: Der Mitarbeitende steht im Mittelpunkt!

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