Verstehen, ordnen, gestalten: Erfahrungen aus dem Upstalsboom Curriculum – Teil II

Tobias Knoll

Veröffentlicht:

Kategorien: Employee Experience, New Work

3 Min. Lesezeit
Vergangenheit verstehen, Leitbilder entwickeln

In dieser Artikelserie berichte ich über meine Erfahrungen als Teilnehmer des Upstalsboom Curriculums.

„Nur wer sich selbst führen kann, kann andere führen.“ Dieses Zitat von Anselm Grün, Benediktinerpater und Führungskräftetrainer, begleitet das gesamte zweite Modul. Wie gut kenne ich mich wirklich? Was beeinflusst (unterbewusst) meine Entscheidungen? Welche (limitierenden) Glaubenssätze habe ich? Anhand dieser Leitfragen werden wir Teilnehmenden dazu eingeladen, uns intensiv mit unserer Herkunft, unseren Prägungen und unseren inneren Antreibern zu beschäftigen. Das Thema „Selbstführung“ mutet komplex an, der Prozess hingegen lässt sich simpel in drei Schritten zusammenfassen: 1) Verstehe deine Vergangenheit 2) Ordne deine Gegenwart 3) Gestalte deine Zukunft.

Das persönliche Leitbild als Kompass in stürmischen Zeiten

Selbstführung erfordert Klarheit über mich selbst. Das Modul soll uns deshalb dabei helfen, unser persönliches Leitbild zu entwickeln. Wir bedienen uns dabei der Metapher des Baumes: Die Wurzeln als unsere Kraftquellen, darüber der Stamm, bestehend aus unseren individuellen Talenten, Verhaltensweisen und Haltung, auf dem die Krone mit persönlichen Lebenszielen, -vision und -sinn thront. Das Bild ist mir direkt eindrücklich. Die bevorstehende Auseinandersetzung mit den einzelnen Bereichen lässt eine von Neugier getragene Anspannung aufsteigen. Am Ende des dritten Moduls werde auch ich für mich ein persönliches Leitbild erarbeitet haben, das mich daran erinnert, was ich als sinnvoll empfinde und welche Werte und Ziele ich vertrete.  Die Antwort auf das „Wofür“ erscheint mir besonders kraftvoll, um auch in stürmischen Zeiten gute Entscheidung treffen zu können – Entscheidungen für das, was mir im Leben wirklich wichtig ist.

Vergangenheit verstehen: Wo komme ich her?

Das uns die Vergangenheit prägt, hat Bodo Janssen auf existenzielle Art und Weise erfahren. Der NDR berichtete im Juni von seiner Entführung, die er vor 25 Jahren in Hamburg erlebt hat. Damals, von einem angeblichen Freund in einen Hinterhalt gelockt, musste er mehrere Scheinhinrichtungen durch seine Geiselnehmer über sich ergehen erlassen. Wir Seminarteilnehmer:innen haben zum Glück keine derart traumatischen Erfahrungen gemacht. Der Blick in die eigene Familiengeschichte ist aber häufig auch kein einfacher und die Reflektion über die Beziehung zu den Eltern, Geschwistern und nahe stehenden Personen in der Kinder- und Jugendzeit lässt Rückschlüsse auf die Ausprägung der eigenen Denk- und Verhaltensmuster zu. Das ist für die allermeisten von uns zunächst mal eines: ungewohnt. Die wichtigste Erkenntnis in diesem Prozess ist am Ende, dass wir die Vergangenheit zwar nicht zurückdrehen können, wir aber im Hier und Jetzt die Wahl haben, wie wir damit umgehen. Wir sind nicht unsere Vergangenheit, auch wenn diese Spuren hinterlassen hat.

Glaubenssätze – limitierend oder hilfreich?

Die Spuren der Vergangenheit stellen wir fest, zeigen sich insbesondere in unseren Glaubenssätzen. Dabei ist der Grad zwischen „hilfreich und limitierend“ häufig sehr schmal, je nach dem, wie ausgeprägt wir den Glaubenssatz verinnerlicht haben. Ein Beispiel, dass mir besonders in Erinnerung geblieben ist: „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“. In einer gemäßigten Ausprägung kann dieser Glaubenssatz dazu führen, unbequeme Dinge zu erledigen und die Belohnung aufzuschieben. Eine Verhaltensweise, die sowohl beruflich, als auch privat sehr nützlich sein kann. In der extremen Form kann es aber auch dazu führen, sich selbst jegliche Freude zu versagen und die schönen Momente im Leben nicht genießen zu können. Diese extremen Ausprägungen können im Zusammenspiel mit unseren inneren Antreibern, z.B. „Sei perfekt!“, denen wir mittels eines diagnostischen Tests auf die Schliche kommen, dazu führen, dass wir uns selbst nicht gut tun und Verhaltensweisen an den Tag legen, die unserem Wesenskern zu wider laufen.

Werte – was ist mir wesentlich?

In diesem Zusammenhang kann uns Klarheit über unsere Werte eine wichtige Orientierungshilfe sein, um Entscheidungen zu treffen, die kongruent mit unserem Wesenskern sind. Um herauszufinden, was uns wirklich wesentlich ist, starten wir zunächst mit einem angeleiteten Journaling. Im Anschluss vertiefen wir die Ergebnisse mittels der in Modul I erprobten Methode der Diade und reflektieren zu der Frage, wo sich unsere Werte bereits in unserem Verhalten widerspiegeln. Alle Erkenntnisse führen wir am Ende in unserer Schatztruhe zusammen. Damit ist der Grundstock für unser inneres Leitbild gelegt, an dem wir im nächsten Modul weiterarbeiten werden. Mit einem Moment der Stille und der Hausaufgabe, bis zum nächsten Mal eine berufsbiographische Geschichte handschriftlich zu verfassen, endet Teil II des Upstalsboom Curriculums.

 

Tobias Knoll
Über die Autor:in: Tobias Knoll

Tobias ist Head of Akademie. Beim Stichwort Entwicklung wird er hellhörig. Als ausgebildeter Berater, Mediator und Coach begleitet er bei impacx komplexe Veränderungsprozesse auf persönlicher und organisationaler Ebene. Dabei ist für ihn stets klar: Der Mitarbeitende steht im Mittelpunkt!

Das könnte Sie auch interessieren

impacx - the new wave of podcast
Customer Experience Employee Experience New Work

Philine von Bargen

impacx-Podcast: „The new wave of podcast“: 1. Folge erfolgreich gestartet! 

5-Gruende-warum-Arbeiten-im-Stehen-gesund-ist-
Employee Experience New Work

Frieda Stoverink

Zeit aufzustehen – 5 Gründe, warum Arbeiten im Stehen gesund ist 

Process und Success
Employee Experience New Work

Tobias Knoll

Zum Ende alles auf Anfang. Erfahrungen aus dem Upstalsboom Curriculum – Teil IV